31. Oktober 2010

South Padre Island, Texas - Schreibstau oder Happy Halloween

coole Shops!

Wir geniessen immer noch das wirklich schöne South Padre Island. Das Wetter ist meistens sehr windig, dafür fast nur sonnig. Das Kite-Surfen haben wir zurückgestellt, 3 Tage à 3 Stunden zu insgesamt USD 1350 waren uns doch zu viel. Gael sehen wir fast jeden Tag im Gym, wir vermuten aber, dass er kein Krafttraining braucht, sondern seine Glieder dehnen muss, nach all den Nächten im winzigen Toyota Tercel.

Ich habe endlich meinen ersten amerikanischen Agentenroman fertig gelesen, obwohl schon auf Seite 26 die Qualität etwas zu wünschen übrig liess: "they had decided to climb the Furka, a peak situated midway between the villages of Arosa and Davos."(there is no peak named Furka between...!) Das Ereignis, das bestimmend für die Geschichte ist, leidet unter einer schwachen Logik. Da sprengt ein russischer General den russischen Aussenminister in London mit einer Autobombe in die Luft, aber nicht als Hauptzweck. Bei einer Explosion in London werden die umliegenden Gebäude sofort evakuiert. Das nützen die Bombenleger aus, um an die Laptops von einer Gruppe höchstrangiger Sicherheitsbeamter von europäischen Kernkraftwerken zu gelangen, die an einer Sitzung in einem nahen Gebäude der Explosion teilnehmen.  Mit den in den Laptops gespeicherten Sicherheitscodes will der Russe ein Kraftwerk in Frankreich in die Luft sprengen und so den Oelpreis in die Höhe treiben. Also, ich hätte meinen Laptop einfach mitgenommen... Ich meine, Bücher gibt's???

Bald geht's weiter nach Corpus Christi. 

Sabina geniesst das Lernen des Kite-Surfens
 Fischerboote im Hafen
 SPI, schön farbenfroh
  come in!
hier geht am Spring Break die Post ab!
hours of beauty!




So long guys



24. Oktober 2010

South Padre Island, Texas - Von Big Hits, dirty old Men und gutem Sex im Alter

Gael Bouchenafa

Die beiden armen Teufel tun mir wirklich leid. Sie schufteten, rackerten, liessen sich nie unterkriegen und landen endlich ihren Big Hit. Und dann werden sie bestraft. Der eine mit 75'000 und der andere mit 50'000 USD. In der National Football League wurde am Wochenende eine Riesendiskussion losgetreten. Ausschlaggebend waren zahlreiche Verletzungen, herbei geführt durch die Big Hits. Das sind Attacken der Verteidiger gegen die angreifenden Spieler. Diese Spieler sind darauf trainiert, einen Angreifer auszuknocken. Der eine, James Harrison, der am Weekend so einen Hit landete, meinte: „I m playing Football for big hits, I m payed for making big hits, I wanna knockout this guy, I don t wanna hurt him. He should come back on the field next weekend, but not back on the same game! That’s my job!“ Und tatsächlich werden die Spieler frenetisch gefeiert, wenn sie einen harten Hit anbringen können. 

In dieser noch kurzen Saison sind mittlerweile 38 Spieler ernsthaft durch Big Hits verletzt worden und die NFL beschloss, vor allem Helm auf Helm Attacken rigoros zu ahnden. Viele können diese Aenderung nicht verstehen. Tatsächlich gibt es verschiedene Gesichtspunkte. Ein Receiver muss dorthin spurten, wo eine Lücke in der Verteidigung ist und der Quarterback muss ihn dorthin führen und den Pass in die freie Zone anbringen. Rennt man in die verteidigte Zone, dann passieren die Big Hits. Und schliesslich sind das wahre Athleten und die Hits gehören zum Football. 

Unter all diesen mehr oder weniger lang in der Football League spielenden Gladiatoren gibt es einen Wahnsinnigen. Brett Favre, Quarterback der Minnesota Vikings. Der ist 41 Jahre alt und hat seit 1992 jedes Footballgame gespielt. Von 1992 – 2008 war er für die Green Bay Packers (eine Superbowl) tätig, 2008 bei den New York Jets und seit 2009 bei den Minnesota Vikings. Er ist der einzige Quarterback, der gegen alle 32 Mannschaften mindestens einmal gewonnen hat (es gibt keine Auf- oder Abstiege in dieser Liga). Gegen die New York Jets schloss er seinen 500. Touchdownpass ab. Zum Vergleich, der 2. Beste in dieser Rangliste ist bei 420 und der 3. Beste bei 377! Leider führt er auch in der Interception-Pass Rangliste (312, Pässe, durch die der Gegner den Ball erhält). Trotzdem, einer der ganz grossen Spieler der NFL. Sein Wurf zur Nummer 500, eine Augenweide!

Leider ist er im Moment mit einer nicht so tollen Sache in den Schlagzeilen, gerüchteweise soll er einer Angestellten der New York Jets MMS von seinem besten Stück gesendet haben, was diese und schon gar nicht die NFL-Oberen goutierten. Ja, ein dirty old Man in einem faszinierendem Spiel!

Und ich sitze vis-à-vis meiner bezaubernden Frau und überlege, ob ich ihr ein solches MMS wieder mal senden soll. Sabina und ich sind jetzt seit über 6 Monaten 24 Stunden am Tag zusammen. Um es vorweg zu nehmen: Die Quantität senkt es gewaltig. Und jetzt ist wieder so ein Augenblick, in dem ich mich frage, wie ich das ändern kann. Das T-Shirt hochziehen, das hat sie mir nicht erst in den letzten 6 Monaten gesagt, löst in ihr nicht mehr die gleichen Gefühle aus, wie wenn es der Typ aus der Cola-Light-Werbung tut. Ich meine, ganz am Anfang unserer Liebe, als ich mit wilden Blattern auf ihrem Bett in ihrer Wohnung lag, da meinte sie, dass ich trotz den vielen Krusten einen schönen Körper hätte und kniete sich tatsächlich hin und verschaffte mir Erleichterung und als dann die Essigsocken das Fieber gesenkt hatten, gab’s erst noch einen dicken Kuss.

Ja, was hat sich in all den Jahren verändert? Mein Blick geht nach links, da passierte nichts, die dreckige Wäsche liegt immer noch in der Ecke. Er schweift nach rechts, da liegt, an prominenter Stelle auf dem HP-Drucker, dieses Ding, das auf Knopfdruck zu vibrieren anfängt. Mein Blutdruckmessgerät mit seinem sexy Gummikabel und der antörnenden Manschette. Links, genau auf Kopfhöhe von Sabi, hab’ ich auf der kleinen Kommode meine Armada an Tabletten platziert. Aber nur die, die ich momentan nehmen muss. Die einen gegen den Schmerz und die anderen gegen die Schwellung am Fuss.

Wie war das noch in unseren Anfangsjahren? Als ich vor Kraft strotzend Kranke als reine Erfindung von Aerzten und Pillenschlucker als Opfer der Werber von der Industrie am Rheinknie abtat? Wenn sie heute unseren gemeinsamen Spiegelschrank aufmacht, dann liegen da noch die Tabletten, die ich immer nehmen muss. Selbstverständlich dürfen meine Linsen nicht fehlen, ohne die würde ich nicht mal Sabinas Brüste von denen Dolly Busters unterscheiden können. Ganz zu schweigen von der Hämorrhoiden-Salbe, immerhin liegt die unleserlich auf dem Rücken.

Ja, diesen hocherotischen Spannungsbogen könnte ich nur noch steigern, wenn ich meine Hände um ihren Hals legen und mit den Daumen sanft die Haut etwas nach hinten ziehend, eine Diskussion vom Zaun reissen würde, ob wir nicht auf die vor Jahren gefällte Entscheidung, nie an uns rum zu schnippseln, zurückkommen sollten. Ganz nebenbei könnte ich auch noch Botox in den Lippen als Wunderwaffe der Chemie gegen kleine, technische Schwächen der Frauen preisen. Nach all diesen Gedanken beginne ich selber zu zweifeln. Vielleicht sind meine langgezogenen Bäuerchen, die ich als Auflehnung gegen die Heuchelei der vorherrschenden Elite witzig verteidige, gar nicht so erheiternd. Und wenn ich mich auf eine Hinterbacke setze und das Geräusch mit den Worten begleite, dass entlassene Blähungen keiner Sozialbehörde etwas abverlangen, dann ist das wohl nur oberwitzig absurd.

Ich verzichte heute freiwillig auf jegliche Anmache. Als ich am nächsten Morgen auf dem Wannenrändchen meine Zehennägel schneide und mit scharfer Klinge das darunter liegende Weiss rauskratze, ist mein Blutdruckgerät schon längstens im Schuhkasten verschwunden. Die Tabletten habe ich in einem Säckchen verstaut, gleich neben den Linsen, in einem nur mir gehörenden Kästchen. Wenn ich in ferner Zukunft dritte Zähne mein Eigen nenne, werde ich weder meine Zungenfertigkeit mit einer 360 Grad Drehung des Gebisses ausserhalb meines Mundes beweisen, noch wird sie dieses Ding jemals in einem Glas neben dem Lavabo zu sehen bekommen. 

Geläutert, frisch geduscht, gepflegt und gehegt, trete ich aus dem Wohnwagen ins gleissende Morgenlicht, der Dinge harrend, die da kommen. Und sollte ich in den nächsten Tagen keinen Erfolg haben, bleibt mir immer noch der Big Hit...

Allerdings wird der Big Hit noch etwas warten müssen, musste ich Sabina doch am vorletzten Sonntag ins Spital fahren. Nach zwei schlaflosen Nächten wegen einer Schulterverletzung liessen wir die Knochen röntgen. 2 Stunden Warten, 10 Minuten Betreuung und ein nie gesehenes Röntgenbild kosteten schlappe 750 USD! Dafür war die Diagnose viel versprechend, wahrscheinlich sei nichts gebrochen. Ich lernte am Montag Robert kennen, den Hausarzt von South Padre Island. Mein Fuss war wieder mal geschwollen, wohl eine Nachwirkung nachdem ich aufbrandende Gefühle für hochgeschlagene Mantelkragen, durch Mark und Bein gehende Kälte und späte Diskussionen mit Freunden in einer verrauchten Bar mit literweise Bier unter den Tisch gesoffen habe.

Wir beide erholten uns aber rasch und lernten im Gym Gael Bouchenafa kennen. Ein Kite-Surf Professional, der seit 8 Jahren in der Dominikanischen lebt und wegen der dortigen Regenzeit South Padre Island als Trainingscenter nützt. Ein Angefressener seines Sports, der hier am Strand in einem kleinen Toyota Tercel nächtigt. Er gab uns eine Einführung in die Geheimnisse der Schirmbeherrschung. Nachdem ich schon keinen einzigen Crash zu beklagen hatte, staunten wir beide ob Sabinas Lenkkünsten. Ihr hat es so gut gefallen, dass wir noch eine oder zwei Wochen hier bleiben, um diese Sportart zu erlernen.

South Padre Island gefällt uns. Schönes Wetter, warmes Wasser, coole Leute und wenig Besucher. Allerdings versicherte uns ein älterer Gym-Gänger, dass die Wirtschaft in Amerika schuld daran habe. Noch nicht allzu lange her, seien die Winter hier noch ausgebucht gewesen. Ein starkes Indiz für schlechte Zeiten. Die Demokraten werden es bei den nächsten Wahlen schwer haben. 

vor vielen Jahren...
und heute
Gevögel, sagt man doch so, oder?
Outlaw!
in einen romantischen Sonnenuntergang
kommt vom Body boarden!
Gael, ein wahrer Könner
Jump!
Beachhouse
Ende der Hauptstrasse der Insel...
Sand Castle Contest 2010
 I'm impressed
Strand, am Weekend etwas mehr belebt
leider vergänglich, wie so vieles!

so long guys

16. Oktober 2010

Del Rio, Texas - Von Schlüsseln, Schusseln und netten Menschen

wunderschön!

„Happiness is Del Rio in my rearview mirror...“ Ganz so tragisch war es nicht, aber wir verbrachten wieder einmal mehr Tage an einem Ort als beabsichtigt. Del Rio hat sicher seine schönen, nun, das ist jetzt recht schwierig zu schreiben, also Del Rio hat, nein, ich meine, muss sicher auch... ich bring es einfach nicht zu Papier. Jedenfalls hätten es noch ein paar Tage mehr sein können, hätte mich der Skorpion erwischt, der sich unter dem Stein befand, den ich aufhob. Aber auch ein paar weniger, wenn ich nicht unbedingt den Sonnenuntergang, 16 Meilen ausserhalb Del Rios, auf dem menschenleeren Highway 90, nochmals fotografiert hätte. Dann wäre der Schlüssel nicht im Auto liegen geblieben, noch wären wir beide nur mit Fotoapparat aber ohne Handy, Wasser und all dem anderen Zeugs im Wagen, vor verschlossenen Türen gestanden. Solche Sachen passieren meistens auch an einem Montagmorgen, an einem wunderschönen Ort, mit geöffneten Autowerkstätten und per Zufall gerade in dem Moment vorbeifahrenden, hilfsbereiten Polizisten. Bei uns war es Freitagabend und in Del Rio. So packte ich den Stein und schleuderte ihn durch’s hintere Fenster. Der sich fünf Minuten später nach unserem Befinden erkundigenden Polizeipatrouille konnte ich offen und ehrlich sagen, dass wir kein Problem haben, aber wahrscheinlich statt am Samstag, erst am Mittwoch weiter nach South Padre Island ziehen würden, wenn es sie denn interessiert hätte.

„730 and more“ heisst mein Blog. Dass aber 730 USD die Offerte der Chevrolet Garage für das Ersetzen des Fensters war und das ohne Arbeit, also „and more“, hätte ich nicht mal im Traum befürchtet. Der Discount Glas Händler hat’s für 200 gerichtet. Das Budget wäre also nicht gross belastet worden, hätte sich der Riemen meiner geliebten Kamera nicht am Sitz verfangen und wäre der Apparat nicht auf den Boden geknallt. Das neue Objektiv wird mich an die Tausend kosten. 

Vis-à-vis des thailändischen Glasers liessen wir uns dafür für je 40 USD die Haare schneiden. Diamond, unsere Coiffeuse, wollte Sabina unbedingt einen Strauss von Gewürzpflanzen schenken. Sie raste über Mittag heim und sammelte in ihrem Garten eine schöne Auswahl. Am Nachmittag schauten wir nochmals bei ihr vorbei. Sie wartete schon auf uns, ihr Bouquet strahlend präsentierend.

Und einmal mehr haben wir nette Amerikaner kennengelernt, wie Mike, den Inhaber des Broke Mill Campgrounds. Wirklich hilfsbereit, auch wenn wir alles ohne ihn lösen konnten. Ein Texaner wie aus dem Bilderbuch, Cowboy-Boots, Jeans, den Gürtel eng geschnallt, weisses Hemd und Stetson und einem alten Hund namens Tato, der ihm auf Schritt und Tritt überall hin folgte. Nie sahen wir ihn anders gekleidet, ausser an einem Morgen, ohne Hut, Jeans und Boots, in Kleidern, die wohl nicht ihm gehörten. Seit diesem Tag bewohnte er einen Wohnwagen auf dem Campground nahe des Einganges. Ein kleines Familiendrama. Nun, mir war schon in den ersten Tagen aufgefallen, dass etwas gar viele Frauen im Büro Dienst versahen. Ich tippe auf die hübsche, junge und fröhliche Mexikanerin... Immerhin, Tato hielt tapfer zu ihm.

Vor Mexiko warnten uns alle eindringlich. Eigentlich wollten wir in Laredo, Texas einen Zwischenhalt auf unserer Fahrt nach South Padre Island einlegen. Laredo wirbt auf den Fotos mit der Gemütlichkeit einer lahmgelegten Industriestadt. Die mexikanische Seite muss ein heisses Pflaster sein. Nicht weniger als 72 Amerikaner sind im Grenzgebiet in letzter Zeit verschleppt worden, von zwei Dutzend hat man bis heute nichts mehr gehört. Die anderen hatten Verwandte, die das Lösegeld gezahlt haben.

Daher beschlossen wir, die 403 Meilen nach South Padre Island in einem Stück zu fahren. Die ganze Fahrt war eintönig, durch Macchia ähnliches Gebiet und vereinzelt durch Dörfer, die in der Zeit stehen geblieben sind.

Erst in Küstennähe wurde die Gegend wieder interessanter. Wie eine riesengrosse Camarque. South Padre Island ist ein Klon von Miami Beach. Padre Island ist die längste Sandbank-Insel der Welt. Sie zieht sich über 200 Meilen bis nach Corpus Cristi, nur einmal durch einen künstlichen Kanal getrennt. Im Süden verbindet der Queen Isabella Causeway den Küstenort Port Isabel mit South Padre Island. Fast identisch mit den Brücken in Miami. 

Die Strände sind herrlich. Das Wasser mit 24 und die Luft mit 30 Grad angenehm warm. Wir sind völlig ausser Saison hier. Viele Geschäfte und Restaurants haben geschlossen. Bis im März soll es so bleiben, dann fallen die Teenager in den Spring Breaks über SPI her. Warum Europäer selten hier hin finden, ist mir ein Rätsel. Es sind fischreiche Gewässer, das ganze Angebot an Jet Ski, Parasailing, Dolphin Watching und vielen weiteren Attraktionen steht. SPI ist mit 1800 Einwohnern keine Stadt und nach ca. 10 Meilen endet die Inselstrasse. Von da an kann man zu Pferd, mit ATV oder am Besten zu Fuss die Insel erkunden. Nur im Dezember, Januar und Februar fallen die Höchsttemperaturen unter 20 Grad. Mit der Klimaerwärmung wird sich auch das ändern. Aber wie sagt ein Freund von mir immer: „Was soll das Geschwätz mit der Erwärmung, das verlängert mir höchstens die Töffsaison...“


Mit Cesar und Janina vom Campground in Salt Lake City halten wir per e-mail Kontakt. Sie machen ja eine ähnliche Reise wie wir. Ausser dass ihr Hobby Appartements kaufen, renovieren und verkaufen ist. Auch sonst scheinen mir da ein paar kleine Unterschiede zu sein...

Der besagte Sonnenuntergang
Ist doch nur ein Fenster, Sabi
...
Lake Amistad, Recreational Area von Del Rio
Spur 724 führt direkt in den See, street walking im Lake
Ein riesengrosser Stausee
der hat sich auch "never give up" gesagt...
Hausboot im Hafen
könnte auch in Kroatien sein, der Stausee nahe Del Rio
Südstaaten-Herrschaftshaus
Blick von Port Isabel nach South Padre Island
SPI hat auch wilde Seiten
aber wenig Leute am Strand
das neue Miami Beach
Sunset vom Campground
Der Sonnenkönig
die Sonnenkönigin

Cesars Car
our Beauty
Cesars Palace
our living room
Cesars Hairdressers
my Hairdresser



so long guys or

8. Oktober 2010

Walk through the World with me - Rückblicke

Amerika pur!

Von der Westcoast durch Arizona, über das wilde Utah, „Island in the Sky“ überflogen, nach Salt Lake City mit Antelope Island, durch Wyoming in die „Mile high City“ Denver, das windige Kansas hinter uns gelassen und in Oklahoma fast einen Club gegründet, bis tief nach Texas hinein. Ganz am Anfang hat uns ein mächtiges Erdbeben in San Diego durchgeschüttelt. Das war vor über 6 Monaten.

Die Tage sind schnell vergangen, während dieser Zeit gingen die Börsen ihren Weg von auf und ab, die Weltwirtschaft ist an einem Tage auf gutem Wege, am nächsten drohen schwarze Wolken das Wachstum zu ersticken und Währungskriege verlängern die nie endende Liste der Krisen dieser Welt. Mein Blog gibt etwas mehr Arbeit als gedacht, dafür sind die zahlreichen Leser der Lohn. Regelmässige Hits kommen aus der Schweiz, Deutschland, Oesterreich, USA, Singapore, Slowenien und ein paar aus Canada und Frankreich. Gegen 300 Leser werden es sein. Der Kontakt mit der Schweiz ist nie abgerissen. Dort geht alles seinen geregelten Lauf. Es wurden zwei neue Präsidenten gewählt und dass die Schweiz deren sieben hat, war dem kenianischen Taxifahrer in Dallas nicht zu erklären. Ein netter Typ, der sich während der Fahrt zum absoluten Arschloch entwickelte. Seine Offerte von 10 Dollars schnurrte er mit allerlei Gejammer auf 60 hoch. 

Aber mit Taxifahrern streite ich aus Prinzip nicht. Eine Diskussion mit denen endet im besten Fall mit einem Rausschmiss oder im schlechtesten mit einer Zankerei um das abgesprochene Fahrgeld. Diese besserwisserische Spezie der menschlichen Gesellschaft ist es einfach nicht wert. Das war in der Schweiz nicht anders und so bin ich früher manchmal als frauenverachtender Chauvinist, glühender Sozi, vielfach als Afrika - und nicht selten als Galatasaray Istanbul-Fan vom sündigen Zürich ins beschauliche Meilen chauffiert worden.

Sonst haben wir auf unserer Reise aber fast nur nette Menschen kennengelernt und vor allem fantastische Landschaften gesehen. Manchmal ist aber gar nicht das Grosse wichtig. Es sind die kleinen Begebenheiten, die das Leben ausmachen. Wie der Bub am Wegesrand, der ungelenk seinen Drachen steuert und einem bewusst macht, dass man auch mal einen hatte. An dem man sich an guten Tagen erfreute und der an anderen kaum mehr zu flicken war. Der Rekord in meinem Dorf lag bei 300 Metern Schnur, so sagte man. Vielleicht hätte ich das auch mal geschafft, wenn mich nicht kurze Zeit später tuschelnde Mädchen und um das offene Feuer kreisende Joints in lauen Sommernächten auf der Wiese am See mehr fasziniert hätten. Vielleicht auch, weil die Liebesmüh von den Mädchen viel schneller und mit nassen Küssen belohnt wurde. Aber einige meiner Freunde konnten von Drachen die Finger nie lassen und streiten heute um das Sorgerecht und die Scheidungsformalitäten in einem nicht nachvollziehbaren Rosenkrieg.

Nach all den Städten zog es uns wieder in die Natur. Wir verliessen San Antonio und fuhren auf dem Highway 90 Richtung Del Rio am Rio Grande. Vorbei an riesigen und manchmal skurrilen Werbetafeln: „Need a Ranch? Call 949 547 01 35“. Na ja. Hab’ ich mir gar noch nie genau überlegt. Aber klar, könnte passen, da ruf' ich doch gleich mal an...

Der Highway nach Del Rio weist nicht viele Kurven auf. Wieder fuhren wir auf schnurgeraden Strassen in diesem weiten Land unserem Ziel entgegen. Am Strassenrand sassen jetzt wohlgenährte Geier, zufrieden den Kopf wiegend mit der Gewissheit, am nächsten Tag ihr Essen nur von der Strasse kratzen zu können. Ein Leichenschmaus, offeriert von Tieren, die in der dunklen Nacht, gefangen im plötzlichen Lichtkegel der rasenden Geschosse der Zweibeiner, keinen Ausweg mehr sehen und einen gewaltsamen Tod finden. Nur die eigene Gier lässt die Geier manchmal zu lange auf dem Highway hocken und nicht selten werden sie selber zum fürstlichen Mahl.

Der einsame Harley-Fahrer mit blutleeren Armen, der dich überholt und immer kleiner werdend und weit entfernt sich in der flimmernden Luft am Horizont in ein Phantom auflöst, das monotone Dröhnen deines Motors und die am Radio gespielten Lieder wie Zac Browns „Chicken Fried“ oder gar das Walk through the World with me von Marc Cohn, versetzen dich in einen Zustand der Leichtigkeit. Einen Zustand, der weite Fahrten zur Sucht machen kann. Dann schweifen die Gedanken ab und kreisen um Vergangenes, um Glück und Unglück, Schmach und Leid. In diesen seltenen Stunden, während denen die Zeit vermeintlich stehen bleibt, siehst du fremde Missetaten in einem anderen Licht und vergibst dir deine eigenen.

Aber irgendwann kommst du trotzdem an. In Del Rio am Rio Grande. Eine Stadt mit 50'000 Einwohnern, 5 Meilen lang, am Highway 90 gelegen. Eine Stadt an der mexikanischen Grenze, obwohl du dir sicher bist, dass du diese schon längst überschritten hast. Deren Einwohner in alten Ami-Schlitten oder aufgemotzten Chevrolets die Strassen befahren und die den fotografierenden Gringo im Historic Heart, mit seinen wenigen Steinhäusern und den angrenzenden Bretterbuden, beobachten und du dich fragst, ob sie dich als Opfer, Täter oder Freund sehen. In der dunklen Nacht äsen scheue Rehe vor deinem Fenster auf dem Campground. Von denen gibt es jede Menge hier. Man kann bei fast jeder Ranch mit auf die Jagd gehen. Auch sonst zeigen sich die Texaner wenig zimperlich. Fleisch wird an Tankstellen in Plastiksäckchen mit dem Slogan verkauft „you kill it, we grill it“!

Wir besuchten Langtry, nur 60 Meilen entfernt, ein Dorf mit geschätzten 50 Einheimischen, das vom Ruf des legendären Richters Roy Bean lebt, der als ehemaliger Verbrecher am äussersten Rande von Texas im 19. Jahrhundert mit seltsamen Urteilen zu Ruhm gelangte. Die Legende sagt, dass er die meisten Angeklagten mit Tod durch Hängen bestrafte, aber im Nachverfahren alle laufen liess. In diesem einsamen Flecken konnte ich es nicht unterlassen, ein Haus und dessen Willkommensgruss zu fotografieren „NO TRESPASSING, VIOLATORS WILL BE SHOT, SURVIVORS WILL BE SHOT AGAIN!“ Sabina meinte, das sei keine gute Idee und als Gus, die deutsche Dogge mit seinem Herrn aus dem Haus trat, ahnte ich Böses. Indes gab uns der freundliche Gunman einen Tipp, wo wir den Rio Grande überblicken könnten und stellte sich auch noch einem Familienfoto. Lang lebe Texas!

Weiter ging’s nach Marathon, 1400 Meter hoch gelegen und 160 Meilen westwärts. Ein 500 Seelen Dorf, das aus den Städten flüchtende Künstler aufleben lassen. Künstler wie Wesley Spears, ein Vietnam Veteran, der nach harten und guten Zeiten und sieben Jahren Nichtstun in Florida seine Passion in der Herstellung von Stühlen und Tischen gefunden hat. Wes, der uns während einer Stunde seine Werkstätte gezeigt hat und uns in seine Gedankenwelt versetzen wollte. Einer, der immerzu Gott dankt und der, mit vielen Talenten gesegnet, immer neue Projekte verwirklicht haben möchte. 

In Marathon, mit einem Hotel und Restaurant, das keine Vergleiche fürchten muss, eher alle gewinnen würde, übernachteten wir nicht. Ein Hotel vom Allerfeinsten, das aber an einer Bahnlinie liegt, auf der die Züge in der Nacht mit durchdringendem Hornen dem Ruhenden den Schlaf rauben.

Auf andere Art wurden wir von unserem eigentlichen Ziel, dem Big Bend National Park überrascht. Wir fuhren 250 Meilen an einem Tag durch diese mehr oder weniger eindrückliche Gegend, badeten unsere Füsse im Rio Grande und hörten „Singing Victor“, der mit lauter Stimme am mexikanischen Ufer des Rio Grande launige Liebeslieder über den Fluss schmettert, nur um ein paar lausige Dollars von den wenigen Touristen zu ergattern. Wenn auch illegal, von uns erhielt er deren drei.

In diesem einsamen Streifen der Welt sieht man seltsame Lichter und einige Alien-Freaks künden von fremden Besuchern. Man sollte aber nie jemanden unterschätzen. Als wir im „Gage“ in der Bar noch ein Bier zu uns nahmen und zwei stattliche Texaner uns die Sicht nicht vom im Fernsehen laufenden Baseballgame nehmen wollten, bluffte ich in breitem Slang „No problem, I watch Football“. Der eine musterte mich spöttisch und meinte „I bet you watch Soccer!“ Amerikaner haben mehr drauf als wir uns in Europa immer einreden. In Dallas kam ich mit einem Seismologen ins Gespräch, der für die Auffindung von neuen Oelfeldern zuständig ist und immer wieder Neue findet, sogar in Long Beach, LA. Auf meine Frage, warum die USA dann Oel importiere, meinte er, es sei klüger, zuerst das Fremde zu gebrauchen...

Es gibt schon Gründe, warum die National Parks der anderen Staaten grössere Bekanntheit geniessen. Im „lonely planet“ USA liest man „Happiness is Marathon in my rearview mirror...“ Auch wir fuhren einen Tag früher als geplant nach Del Rio zurück. Am gleichen Tag, als Gotthard-Sänger Steve Lee das Zeitliche segnete und ich einige Mails aus der Schweiz erhielt, alle mit der Message, dass das Leben kurz und unberechenbar sei und man jeden Tag geniessen solle. Aber ganz abgesehen von der ganzen Erkenntnis und Tragik. Als Rockstar erschlagen von einer Harley... Was für ein Abgang!

endlose Strassen, ein Genuss!
was für ein Viech wird heute überfahren?
Scharfe Kontrollen entlang der Grenze
machen wir eh sehr selten...
Auf dem Weg nach Del Rio
Pragmatisch..
Carmen, "unfortunately born in Del Rio"
farbiges Del Rio
Vor Langtry
Gus und Gunman
Nichts zu spassen, die findet man überall
Familienfoto
Der Tipp vom Gunman
Highway 90 über den Rio Pecos
Im Vorgarten von Wes
Wes im Element
Sabina auf einem seiner Stühle
Blick ins Künstlers Vorzimmer
echte Kunst!
Abendmahl im Gage
Wandschmuck im Gage
Blick vom Campground in Marathon
Schutzhund der Bank in Marathon
Gemäss Prospekt "most scenic view" vom Rio Grande
im Big Bend NP
könnte ein Raumschiff sein
typische Landschaft im Big Bend
Sunset im Campground, so noch keinen gesehen
gehört zur Gegend
Texas sunset

 so long guys