7. Juni 2013

Auf in den Knie - für Zirkusfans!


Blick auf's Zirkusfeld

"Nullam quis te, cum in circo sum ​​vir!" Wer kennt diesen weltberühmten Satz nicht, der über jedem altehrwürdigen Zirkus eingemeisselt ist? (1) Denn anders als die meisten von uns glauben, waren die frühen Zirkusse nicht im Zelt unterwegs, sondern spielten in festen Gebäuden und manche ständig am gleichen Ort. Die Ursprünge der modernen Zirkusse gehen ins 18. Jahrhundert zurück, nach England und Pferden, die man in einer 13-Meter-Manage laufen liess. Noch heute ist dies die meistbenutzte Grösse, da die Pferde perfekt in der Kurve liegen und Akrobaten die Zentrifugalkraft bestens ausnutzen können. So begann der moderne Zirkus vornehmlich aus Pferde-Dressur und Akrobatik auf deren Rücken. Eine Attraktion, die in den meisten Zirkussen noch heute ein sicherer Wert ist.

Die Aussage "Mit dem Zirkus kamen die Clowns" ist genau so falsch, wie die Tatsache, dass Raubtiere schon immer zum Zirkus gehörten. Clowns gab es schon lange vor dem 17. Jahrhundert, eine erste Erwähnung findet man in der irischen Sagenwelt. Mit dem Meeresgott Manannan, der sich den Menschen in verschiedenen Kostümen zeigte, begann die Figur des Clowns Gestalt anzunehmen. In Bel-Atha Senaig auf der Isle of  Man soll sich folgendes zugetragen haben: "And while they were talking, they saw a Clown coming towards them, old striped clothes he had, and puddle water splashing in his shoes..." Später zeigten Clowns in den Pausen von Schauspielen ihr Können und kamen erst nach und nach zum Zirkus. Heute ist die Figur des Clowns untrennbar mit dem Zirkus verbunden. Clowns wurden zum Teil weltberühmt, wie Charles Adrien Wettach, der Schweizer, bessser bekannt unter dem Namen Grock. Der Akrobat, Clown und Komponist, der 6 Sprachen beherrschte und 15 Musikinstrumente spielte, ist heute noch weit herum berühmt, obwohl er schon 1959 in Italien verstarb. Ein Clown ist jemand, der genau im richtigen Moment das Falsche tut... so gesehen ist wohl schon jeder von uns einmal im Leben als Clown dagestanden. (Ich kenne viele!:-)

Die Geschichte des Zirkus, wie wir ihn heute kennen, begann erst Ende des 19. Jahrhunderts. Die Innovation des Zeltzirkus schwappte, wie könnte es anders sein, von Amerika in das alte Europa über. Die Blütezeit der Wanderzirkusse nahm ihren Anfang, nicht wenige der ganz Grossen gingen auf Welttournee. So begeisterte 1900 Barnum & Bailey vier Wochen lang die Hamburger. Nicht weniger als ein Dutzend Zelte, von denen das grösste 12'000 Zuschauer fasste, zeigten den Deutschen eine Mega-Show. 1200 Angestellte legten dabei bis zu 40'000 km im Jahr zurück. Ein Deutscher selbst schrieb Zirkusgeschichte, als er mit nicht weniger als 55 Elefanten auftrat. Eine Zeitlang wurden Rekorde en masse gebrochen, immer mehr exotischere Nummern, Tiere, ja selbst siamesische Zwillinge und Schwarze wurden in den sogenannten "Side-Shows" ausgestellt. Etwas, das heute zum Glück undenkbar ist. 

Doch mit der grossen Weltwirtschaftskrise und dem zweiten Weltkrieg begann der Niedergang vieler Dynastien. In den Nachkriegsjahren setzte Fernsehen und Kino den Zirkussen noch mehr zu. 1956 schrieb ein US-Magazin "Zeltzirkus, wie es ihn heute gibt, gehört der Vergangenheit an". Zum Glück hatte der Schreiber damals Unrecht. Mit dem "Cirque du Soleil", dem Zirkus aus Montreal, der gänzlich auf Manege und Tiernummern verzichtet, lebte eine neue Form der zirzensischen Unterhaltung gewaltig auf. Mit "We reinvent the circus " wurde er über Nacht weltberühmt und ist heute ein Unternehmen mit über 5000 Mitarbeitern, dessen Wert 2004 auf 1 Milliarde Dollar geschätzt wurde. Auch der Circus Knie, der seit 1919 95 Tourneen gespielt hat, ging in den 90er Jahren eine Verbindung mit dem Cirque du Soleil ein. Und genau auf Knie's Zirkusplatz stand ich am frühen Morgen des 3. Juni 2013, bewaffnet mit meinen zwei Kameras.

Ich hatte den Medienverantwortlichen Peter Küchler angefragt, ob ich einmal hinter den Kulissen fotografieren dürfte. Ich erhielt eine Einladung, einen Aufbau des Zirkuszeltes mitzuverfolgen. Gespannt blinzelte ich zu früher Stunde und am ersten halbwegs schönen Tag seit Wochen in die Morgensonne. Knie gastierte nach einem Monat in Zürich für nur 2 Tage in Wettingen, bevor es am Donnerstag weiter nach Basel geht, wo der Zirkus 14 Tage bleiben wird. In insgesamt 43 Schweizer Städten wird er Halt machen und 351 Vorstellungen geben. (Link Tourneeplan)

émotions heisst das diesjährige Programm. Emotionen kamen auch bei mir auf, ging ich doch als Kind und auch später als Erwachsener liebend gerne in den Circus Knie. Manchmal stellte ich mir vor, wie es wäre, mit dem Zirkus weiterzuziehen. Natürlich als Artist, schliesslich bin ich ein Meister der 3-Ball-Jonglage. Wer weiss, vielleicht im nächsten Leben. In diesem erlebte ich immerhin, durch Leuchtweste gesichert, den Aufbau eines Zirkus mit. Knappe 5 Stunden brauchten die aus vielen Nationen stammenden Männer, um das Zelt aufzustellen. Ruhig, geschäftig und zielstrebig gingen sie vor. Jeder Handgriff sass und was für den Aussenstehenden wie  Chaos aussah, war eine durch und durch geplante Meisterleistung. Nur die Artisten bekam ich nicht zu Gesicht, das ergibt sich sicher ein anderes Mal. Jedenfalls wünsche ich dem Circus Knie volle Zelte und ein begeistertes Publikum. Bei diesen, von You-Tube, Facebook, Twitter und TV verseuchten Generationen, kein leichtes Unterfangen. Vielleicht würden im Zelt aufgehängte Video-Würfel, auf denen man in Zeitlupe die akrobatischen Darbietungen zeigen könnte, die Diskrepanz der zirzensischen und "unserer" Welt etwas ausgleichen. Aber vielleicht ist es besser so, wie es ist.

1) "Nullam quis te, cum in circo sum ​​vir!" ist natürlich frei erfunden, bzw. frei nach Google Übersetzung von "ich war beim Zirkus, Mann"

21. März (Rapperswil) bis 17. November 2013 (Lugano)
8 Masten, der Zeltaufbau wird mit den 4 Masten, die am Vorabend eingesetzt werden, beschleunigt, Masten 20 m hoch, ein Mast 1200 kg
2500 qm Zelt, 8-teilig, Zeltgewicht 2500 kg
aus 16 Nationen stammen die 200 Mitarbeiter
120 km Nähfaden verbinden das Zelt
rund 100 Mitarbeiter sind beim Zeltaufbau im Einsatz und 5 Traktoren begleiten den Zirkus
36 Pferde werden in 2 Strassen-Transporter verladen... Haare schöööön...
4 Kamele, 1 männlich, 3 weiblich
Stilleben
2 Watussi-Rinder, weiblich, gehören zum fahrenden Zoo
old times
135 Anhänger (70 Bahn, Rest Strasse) zählt man
Knie hält zusammen
Cliché pur
Nostalgie
5000 m Verstärkungsgurten
freundliche Gesellen
Präzision ist gefragt
neben dem harten Job, bleibt auch für Lachen Zeit
jeder Job ist präzise vergeben...
die sympathische Frau des Papageien-Königs (Alessio Fochesato)
einer der nordkoreanischen Trapez-Künstler
Schwerarbeit
bald steht das Teil
einer der 20 Materialwagen
schnell geht's
macht auf Knie
Teile der Zuschauertribüne




23 Ponys, schön frisiert
die Pferdeboxen
3 Elefanteninnen gehören zum Team
leider laust sie nicht der Affe
Männer:-)
das Zelt steht jetzt
in Kürze könnte das Publikum Platz nehmen
3 Stunden Aufbau für Ton und Licht
die Trapezschaukel

50 Artisten beschäftigt der Knie



nur wenige Zuschauer beim Zeltaufbau


250 kg Heu, Obst und Gemüse essen und 200-250 Liter Wasser trinkt eine der Damen täglich
nein, ich seh' Dich fast nicht (können Elefanten Verstecken spielen?:-)

elegante Damen, nur als eine der Ladies einen fahren liess, also, das war gar nicht "ladylike":-)
Sid?



für die Tiere ist bei Knie bestens gesorgt
nicht frech, ich musste auch lachen, als ich Dich das erste Mal sah...!
sie posierte und posierte, ich habe Dutzende von diesem Sujet
good bye Circus!



so long guys




2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

mega!!! schad hätt s nüt vo dä Ufführigä... Dani

Ina hat gesagt…

Danke fuer diesen tollen Einblick hinter die Kulissen, ich bin absoluter Zirkusfan!